Enzo Mari
Designer, Illustrator und Designtheoretiker in Mailand, Italien
Enzo Mari kämpft - für die gute Form, die rechte Gesinnung, gegen den Kitsch und die "perverse Erneuerung der Warengesellschaft", und er kämpft an allen Fronten - als Gestalter, als Lehrer verschiedener Hochschulen, als Designfunktionär und Berater. Seine Kritik der reinen Gestaltung beginnt mit wissenschaftlichen Studien zur visuellen Wahrnehmung, entwickelt sich zum Entwurfsprinzip der Negation des Dagewesenen ("Man entwirft das Neue, weil das bereits existierende unerträglich ist") und steigert sich bis zur Arbeit mit dem Vorschlaghammer für die traditionsreiche Königliche Porzellan Manufaktur, deren Meisterwerkstatt er seit 1993 leitet. Für seine revolutionäre Arbeit gegen das "zwanghafte Wiederauftischen aller möglichen, ihrer Bedeutung beraubten Formen" erhält Mari allerlei Auszeichnungen, u.a. mehrfach den renommierten Compasso d"Oro, und zahlreiche Aufträge z.B. von Danese, Driade, Zanotta, Artemide, Olivetti - und von Ritzenhoff. Sein Beitrag befaßt sich mit der "Besessenen Nachfrage nach dekorierten Milchgläsern: Heute hat die Dekoration ihre Bedeutung völlig verloren, sie ist nur als Darstellung von Nicht-Werten aufzufassen, von Kitsch, der Kommunikation des Nichts." Mari aber hat noch eine Botschaft zu verkünden: "Will ein Erwachsener den Ritus des Milchtrinkens vollziehen, kann man ihn entweder an seine Sehnsucht nach der Mutterbrust oder an seine im Unterbewußtsein vorhandenen erotischen Triebe erinnern" - ein Hoch auf die wahren Werte, die bisher auch den kühnsten Denker in die Niederungen der Fleischeslust zurückgeführt haben!